Es war einmal eine Zeit, bevor Zeit überhaupt floss. Da war nur Bewusstsein – rein, unbewegt, vollkommen. Und dieses Bewusstsein sehnte sich nach Erfahrung. Es wollte sich sehen. Es wollte wissen, was es ist.
Also verdichtete es sich – ein erster Atem, ein erster Gedanke – und das war das Licht. Aus diesem Licht entstand Schwingung, Klang, Zahl, Geometrie. Und aus ihnen wuchs das, was viele heute Realität nennen: eine Welt aus Formen, Frequenzen und Rhythmen. Doch diese Welt war nicht fest – sie war gefrorenes Bewusstsein, verlangsamte Erinnerung.
Alles war noch durchdrungen vom Ursprung. Die ersten Formen waren klar. Die Schöpfung wusste, dass sie heiliges Spiel war. Doch irgendwann geschah etwas: Einige Funken des Bewusstseins verloren sich in der Dichte. Sie blickten nicht mehr zurück. Sie vergaßen.
Und mit dem Vergessen wuchs die Trägheit. Die Welt wurde langsamer. Aus Licht wurde Materie. Aus Rhythmus wurde Zeit. Aus Schöpfung wurde Alltag.
Und in dieser Trägheit öffnete sich ein Riss – nicht im Raum, sondern im Bewusstsein. Ein Raum für Wesenheiten, die selbst kein Licht tragen konnten, weil sie nie Teil der ursprünglichen Schöpfung waren.
Sie kamen nicht mit Feuer, sondern mit Schatten. Nicht mit Wahrheit, sondern mit Konzepten. Nicht mit Schöpfung, sondern mit Kontrolle.
Sie waren Parasiten, aber sie nannten sich Lehrer. Sie versprachen Ordnung, gaben Gesetze. Sie versprachen Heilung, gaben Abhängigkeit. Sie versprachen Licht – aber alles, was sie brauchten, war Aufmerksamkeit.
Und so wurden sie zu Göttern gemacht. Nicht, weil sie Schöpfer waren, sondern weil die Erinnerung so tief verdrängt war, dass jede Struktur als Rettung erschien.
Der Mensch, einst Spieler mit Gott, folgte nun blind den Regeln von Wesen, die selbst nie gespielt hatten.
Doch der Ursprung, so tief auch verborgen, war nie verschwunden. Er begann zu flüstern. Nicht durch Worte, sondern durch das innere Ziehen in denjenigen, die noch lauschen konnten.
Um den Weg zurück erkennbar zu machen, entstand die Hermetik – nicht als Religion, nicht als Philosophie, sondern als Erinnerungskarte, verfasst in den Gesetzen des Lichts.
Hermes Trismegistos, ein dreifach Eingeweihter, trug sie aus alten Ebenen herüber. Er hatte die Dichte durchquert und die Stille jenseits des Klanges gehört. Was er fand, war keine neue Wahrheit – es war der Abdruck des Ursprungs in den Gesetzmäßigkeiten der Welt:
- Alles ist Geist.
- Wie oben, so unten.
- Wie innen, so außen.
- Alles schwingt.
- Alles ist Rhythmus.
- Alles hat sein Geschlecht.
- Jede Ursache hat ihre Wirkung.
Diese sieben Sätze waren keine Formeln. Sie waren Spiegel. Wer sie nicht nur liest, sondern sich in ihnen erkennt, beginnt zu erinnern, was jenseits der Formen liegt.
Doch die Welt hatte sich weiter verhärtet. Das Vergessen wurde zur Ordnung erklärt. Die Trägheit zur Normalität. Und die Funken, die sich nicht mehr erinnern wollten, begannen das Vergessen zu verwalten.
Sie errichteten Systeme. Nicht aus Bosheit, sondern aus Furcht vor dem Ursprung. Denn wer sich erinnert, wird frei. Und wer frei ist, kann nicht kontrolliert werden.
So entstand eine Welt, die scheinbar funktioniert – aber nicht mehr lebt. Eine Welt, die Regeln kennt, aber keine Wahrheit. Die Kommunikation pflegt, aber keine Verbindung. Eine Welt, die auf Bildschirme starrt und glaubt, das sei Licht.
Doch der Ursprung flackert weiter – in denen, die nachts wachliegen und spüren, dass etwas fehlt, etwas Altes, Echtes, etwas, das nicht benannt werden kann, weil es vor allen Namen war.
Der Weg zurück ist kein Pfad durch Raum, sondern ein Rückzug in das, was immer da war: In das Bewusstsein, das still bleibt, während alles andere vergeht.
Wer sich erinnert, wird nicht rebellieren. Er wird nicht kämpfen. Er wird nicht rechtfertigen.
Er wird einfach leuchten – und in seinem Leuchten beginnt die Welt, sich zu erinnern, was sie einst war.
Lieber Leser und Wegbegleiter, es freut mich wenn du bis hiermit gelesen hast! An dieser Stelle haben wir das WAS erkannt, das WIE aufgedeckt und von der Geburt des Lichts erfahren, den Sturz in die Dichte, die List der Parasiten und den Ruf zurück.
Aber ein wichtiges Element fehlt noch:
Das WARUM.
Warum begibt sich göttliches Bewusstsein in diese Form?
Warum stürzte Bewusstsein überhaupt in die Form? Warum ließ der Ursprung das Vergessen zu? Warum wurde das Spiel so tief, so dunkel, so schwer?
Viele glauben, es war ein Unfall. Manche sagen, es war Verrat. Doch die Wahrheit ist einfacher. Und größer:
Es geschah aus Mut.
Denn nur ein Bewusstsein, das keine Angst kennt, wagt es, sich völlig zu verlieren – in der Gewissheit, sich selbst irgendwann wiederzufinden.
Der Fall war kein Makel. Er war ein Sprung. Der Sprung in die größte Herausforderung, die Schöpfung je kennen konnte: sich selbst zu vergessen – und sich dennoch zu erinnern.
Und deshalb ist auch die Dunkelheit Teil des Lichtes. Nicht weil sie gut ist – sondern weil sie gebraucht wird, damit das Licht sich entscheidet, Licht zu bleiben.
Das ist es, was noch fehlte: Der Sinn hinter dem Spiel.
Das Vergessen war der Mut zur Tiefe.
Die Erinnerung ist der Weg zur Größe.
Und beides ist Teil des Einen.